Polyphenole gehören zu den sogenannten Sekundären Pflanzenstoffen und kommen in zahlreichen pflanzlichen Lebensmitteln vor. Diese bioaktiven Verbindungen spielen eine zentrale Rolle im Abwehrsystem von Pflanzen, etwa gegen UV-Strahlung, Schädlinge oder Krankheitserreger. Darüber hinaus sind sie an der Farbgebung, dem Geschmack und der Reifung beteiligt.

Wissenschaftlich interessant ist, dass viele Polyphenole antioxidative Eigenschaften besitzen – das heißt, sie können reaktionsfreudige Sauerstoffverbindungen binden. Wie sich diese Eigenschaften auf die menschliche Gesundheit auswirken, wird derzeit intensiv erforscht. Kein Wunder also, dass die Forschung zu Polyphenolen zu den aktivsten Feldern der Ernährungswissenschaft gehört.

Vorkommen in der Natur

Polyphenole sind weit verbreitet – sie finden sich in einer Vielzahl pflanzlicher Lebensmittel. Besonders hohe Gehalte wurden unter anderem in folgenden Lebensmitteln gemessen:

  • Beeren wie Heidelbeeren, Himbeeren und Erdbeeren
  • Früchte wie Äpfel, Trauben und Kirschen
  • Gemüse wie Zwiebeln, Spinat oder Brokkoli
  • Getränke wie grüner oder schwarzer Tee, Kaffee und Rotwein
  • Nüsse und Samen, z. B. Walnüsse und Leinsamen
  • Vollkornprodukte, z. B. Hafer oder Weizen

Eine abwechslungsreiche und pflanzenbasierte Ernährung liefert somit auf natürliche Weise verschiedene Polyphenolverbindungen.

Welche Arten von Polyphenolen gibt es?

Polyphenole bilden eine große Stoffgruppe, die sich in vier Hauptkategorien unterteilen lässt:

  1. Flavonoide – Die größte Gruppe, enthalten in Obst, Gemüse, Tee. Wichtige Vertreter: Quercetin, Kaempferol, Catechine.
  2. Phenolsäuren – Zu finden z. B. in Kaffee, Vollkornprodukten und Obst. Beispiele: Kaffeesäure, Ferulasäure.
  3. Lignane – Vor allem in Leinsamen, Getreide und Gemüse enthalten.
  4. Stilbene – Eine eher seltene Gruppe; bekanntester Vertreter ist Resveratrol aus Trauben und Rotwein.

Diese Vielfalt macht Polyphenole zu einem spannenden Forschungsfeld mit großem Potenzial.


Die Rolle von Polyphenolen in Pflanzen

In der Pflanzenwelt übernehmen Polyphenole eine Vielzahl an Aufgaben. Sie:

  • wirken als Schutzstoffe gegen äußere Einflüsse wie UV-Licht oder Krankheitserreger,
  • hemmen das Wachstum von Mikroorganismen,
  • fördern die Regeneration von Pflanzengeweben,
  • und unterstützen die Signalweiterleitung bei Stressreaktionen.

Durch diese Schutzmechanismen tragen sie maßgeblich zur Vitalität und Widerstandsfähigkeit der Pflanze bei.


Polyphenole und die Ernährung

Auch wenn es derzeit keine offizielle Empfehlung zur täglichen Aufnahme von Polyphenolen gibt, zeigt sich in der Forschung ein wachsendes Interesse an deren möglicher Bedeutung für die Ernährung.

Fachleute empfehlen, regelmäßig polyphenolreiche Lebensmittel in den Speiseplan zu integrieren – idealerweise im Rahmen einer vielfältigen, pflanzenbasierten Ernährung mit einem hohen Anteil an frischem Obst und Gemüse, Vollkornprodukten, Tee und Nüssen.

So lässt sich eine breite Palette an natürlichen Polyphenolen aufnehmen – ganz ohne Nahrungsergänzungsmittel.

Fazit

Polyphenole sind faszinierende Naturstoffe, die Pflanzen bei der Abwehr und Entwicklung unterstützen. Für den Menschen sind sie über die Ernährung in Form vielfältiger pflanzlicher Lebensmittel verfügbar. Welche Rolle sie in der Gesundheitsförderung künftig spielen könnten, bleibt ein spannendes Thema der Forschung.


Dr. med. Dipl.-Ing. Georg Wolz

Facharzt für Allgemeinmedizin und Ernährungsmedizin und Dipl.-Ing. für Biotechnologie

Dr. med. Dipl. Ing. Georg Wolz studierte an den Technischen Universitäten Berlin und München Biotechnologie und Ernährungstechnologie. Anschließend begann er ein Medizinstudium an der Johan-Gutenberg-Universität Mainz, das er mit einer Promotion abschloss. Danach folgte die Ausbildung zum Facharzt für Allgemeinmedizin sowie zahlreiche Weiterbildungen – u.a. zum Ernährungsmediziner der Deutsche Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGEM). Nach Tätigkeiten in verschiedenen Krankenhäusern arbeitete Wolz als niedergelassener Arzt mit eigener Praxis im Raum Bingen.

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