Folate, Folsäure oder Vitamin B9?

Folsäure ist ein für den Menschen essenzielles Vitamin der B-Gruppe. Es ist wasserlöslich und hitze-, licht- und sauerstoffempfindlich. Der Referenzwert für die Zufuhr dieses Vitamins liegt bei 300 µg/Tag für Erwachsene. Folsäure ist besonders wichtig für die Zellteilung und die Blutbildung, weswegen insbesondere Schwangere einen erhöhten Bedarf haben. Neben diesen Aufgaben hat Folsäure eine weitere, wichtige Bedeutung für den Menschen: die Umwandlung von Homocystein in Methionin. Erhöhte Homocysteinspiegel gehen oft mit Atherosklerose in den Gefäßen einher, wodurch wiederum das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall steigt. Sie stehen außerdem in Zusammenhang mit Depression und Demenzerkrankung im Alter. Ein ausreichende Folsäurezufuhr ist deswegen wünschenswert.


Die in den meisten Lebensmitteln vorkommende, natürliche Form ist das Pteroyl-Polyglutamat (im Folgenden als Folat bezeichnet). In angereicherten Lebensmitteln (z. B. Speisesalz) und Nahrungsergänzungsmitteln wird die synthetisch hergestellte Pteroyl-Monoglutaminsäure eingesetzt (im Folgenden als Folsäure bezeichnet). Enzyme in der Leber wandeln Nahrungsfolate und Folsäure in die biologisch aktive Form der Folsäure um, die Tetrahydrofolsäure (THF), die gleichzeitig auch die Transport- und Speicherform im Menschen darstellt. Auch diese Form der Folsäure ist in Lebensmitteln enthalten. THF selbst ist jedoch die instabilere Form und besonders empfindlich gegenüber Hitze und Sauerstoff.

Die Bioverfügbarkeit der Folsäure liegt bei über 90 %, während Nahrungsfolate eine Absorptionrate von 50 % haben. Überschüssige Folsäure oder Folate werden entweder gar nicht resorbiert und über den Stuhl ausgeschieden oder auf Grund ihrer Wasserlöslichkeit im Urin ausgeschieden. Eine andauernd hohe Überdosierung mit Folsäure (> 1 mg/Tag) führte in Studien zu einem höheren Risiko für Dickdarmkrebs, weswegen die 300 µg/Tag bei gesunden Erwachsenen nicht dauerhaft überschritten werden sollte. Dies könnte eventuell der Fall sein, wenn mehrere Nahrungsergänzungen kombiniert werden, die alle Folsäure enthalten.

Lediglich Mikroorganismen und Pflanzen sind dazu in der Lage, aus verschiedenen Ausgangssubstanzen Folate zu bilden. Einen geringen Teil des Vitamins stellen uns unsere Darmbakterien bereit. Den großen Rest müssen wir über die Nahrung aufnehmen. Geeignete Quellen sind z. B. Hefe, Hühnerei, grüne Blattgemüse und anderes Gemüse (siehe Tabelle 1) sowie Milch- und Getreideprodukte. Ein geringer Verarbeitungsgrad sowie eine kurze Lagerzeit verhindern den Abbau von Folat in den Lebensmitteln. Ein Zusatz von Vitamin C kann die Stabilität der Folsäure/Folate bei der Nahrungszubereitung erhöhen.

Folsäuregehalte ausgewählter Lebensmittel

Grünkohl    

Lebensmittel   µg Gesamtfolat/100 g
Grünkohl  212
Rosenkohl    179
Erbsen    159
Feldsalat    145
Blumenkohl    125
Spinat92
Hühnerei    67
Erdbeeren    65
Rote Paprika60
Möhre    55
Hefe4000


Bei ausgewogener Ernährung wird der Bedarf an Folat gedeckt. Da sich jedoch ein großer Teil der Bevölkerung nicht so ernährt, ist die Versorgung teilweise unzureichend. Hinzu kommt, dass etwa jede zweite Frau einen angeborenen Enzymdefekt besitzt, der verhindert, dass Folsäure und Folate in ihre aktive Form THF umgewandelt werden können. Dies kann zu einem Mangel an dem wichtigen Vitamin führen und Erkrankungen nach sich ziehen. Deswegen ist es sinnvoll sich möglichst folatreich zu ernähren und gleichzeitig bei Bedarf, über Nahrungsergänzung und angereicherte Lebensmittel eine ausreichende Versorgung zu gewährleisten. Einige sehr folatreiche Lebensmittel, wie Hülsenfrüchte oder Kohl, werden oft auf Grund ihrer blähenden Wirkung schlecht vertragen. 

Literatur

www.pharmazeutische-zeitung.de/ausgabe-112009/zu-folat-intensiver-beraten/
www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2008/daz-47-2008/folat-fuer-schwangere-und-stillende-frauen
www.bfr.bund.de/de/a-z_index/folsaeure-4602.html
www.dge.de/wissenschaft/weitere-publikationen/faqs/folat/
www.dge.de/nachrichten/detail/referenzwerte-fuer-die-zufuhr-von-folat-aktualisiert/
Elmadfa, Leitzmann (2004): Ernährung des Menschen. UTB Verlag, Stuttgart. 4. Auflage.
Kasper (2004): Ernährungsmedizin und Diätetik. Elsevier Urban & Fischer, München. 10. Auflage.


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